KLEINES LEXIKON DER HAFENBERUFE.
He lücht ist eine in Hamburggebräuchliche Bezeichnung für Fremdenführer, insbesondere die Barkassenführer bei Hafenrundfahrten, die den Touristen neben sachlichen Informationen auch Übertreibungen, Anekdoten, harmlose Unwahrheiten und sonstiges Seemannsgarnerzählen.
Das gibt es nur in Hamburg: Menschen mit einer Berufsbezeichnung, die eigentlich eine Beleidi-
gung ist. „He lücht“ ist die liebevolle Warnung an die mitfahrenden Gäste, nicht alles zu glauben,
was ihr Barkassenführer so von sich gibt und wurde längst zum Synonym für die schippernden
Fremdenführer. Hafenrundfahrten verbinden Informationen und Unterhaltung zu einem einmali-
gen Mix, der selbst „eingeborene“ Hamburger immer wieder auf die Barkassen lockt.
Als die HADAG im Jahre 1921 mit Hamburger Hafenrundfahrtenbegann, war die Anzahl der im Hafen und auf den Schiffen Beschäftigten sehr viel höher. Die Boote kamen auf ihren Rundfahrten regelmäßig in Rufnähe der Hafenarbeiter und Seeleute, die dadurch auch die Döntjes (Anekdoten) und den Tünkram (Flunkereien), mit dem die Barkassenführer ihre zumeist ahnungslosen Passagiere unterhielten, zu hören bekamen. Sie riefen den Touristen deshalb früher häufig auf plattdeutsch „He lücht!“, hochdeutsch „Er lügt!“, zu. Der Ausruf wandelte sich bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts zur Berufsbezeichnung. Schriftlich dokumentiert wurde dieses im Jahre 1956.
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